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Was ist Vermögen?

In Deutschland besitzt jeder Haushalt durchschnittlich 58.400 € Geldvermögen. In jungen Jahren haben viele von uns einen Haushalt gegründet. Oder ihr steht kurz bevor, den ersten Haushalt aufzubauen. Gleichzeitig sollen wir pro Haushalt ein Nettogesamtvermögen in Höhe von 162.500 € besitzen. Tagtäglich werden wir mit dem Vermögensbegriff konfrontiert. Die Tagesschau berichtete am 12. Oktober 2022, dass weltweit das Vermögen schrumpft. Im Juni 2022 wurde berichtet, dass es in Deutschland deutlich mehr Millionäre als im Jahr zuvor gab. Für die Chancengleichheit werden immer wieder Steuern für Reiche gefordert. Gerade in jungen Jahren haben wir zwar eine Ahnung, was gemeint ist, können aber oftmals bei konkreter Nachfrage nicht erklären, was Vermögen tatsächlich darstellt. Um uns also mit den Zahlen auseinandersetzen zu können, müssen wir uns mit dem Begriff des Vermögens beschäftigen.

Grafik 1 - destatis tabelle Vermögen

Der Vermögensbegriff

Vermögen ist der gesamte Bestand in Geld bewertbarer dauerhafter Güter und Rechte. Vereinfacht gesagt gehören zu unserem Vermögen die Möbel, das Besteck, das Bargeld, das Geld auf dem Konto, unser Auto/Fahrrad aber auch Gutschriften. Gutschriften sind ein einfaches Beispiel für Rechte, die ihr besitzt. Für uns im Allgemeinen sehr bekanntes Beispiel sind die Rückzahlungen von Fitnessstudiobeiträgen, die während der Schließung in der Lockdown-Zeit aufgelaufen sind.

Vermögen sind alle in Geld bewerteten dauerhaften Güter und Rechte einer Person, eines Unternehmens, aller privater Haushalte, eines Branchensektors, des Staates oder der Volkswirtschaft. Es kommt dabei auf die Abgrenzbarkeit der Güter und Rechte an und ist vom Einkommen abzugrenzen. Einkommen ist eine Teilmenge des Vermögens.

Vermögen kann in privaten Haushalten abgegrenzt werden, aber auch in einem Unternehmen, Staat oder der Volkswirtschaft. Wichtig ist dabei zwischen Vermögen und Einkommen zu unterscheiden. Das Vermögen ist eine Bestandsgröße, wohingegen das Einkommen ein Recht darstellt, also eine Teilmenge von Vermögen ist. Einkommen aus einem Arbeitsvertrag ist dabei genauso ein Recht wie das Einkommen aus der Dividende von Aktien oder einem ETF.

Die Geschichte von Vermögen

Da Vermögen alles in Geld bewertbarer Güter und Rechte ist, muss sich bei der Geschichte des Vermögens zwingend mit der Geschichte des Geldes auseinandergesetzt werden.

Schon vor der Erfindung des Geldes hatten die Menschen Vermögen. Jedoch musste für Nahrung, Wasser, Wohnraum und anderen Grundgütern Tauschhandel betrieben werden. Tauschgüter waren daher der Vorläufer der Handelswährung. Sogenanntes Naturalgeld waren ab 6000 v. Chr. Gegenstände wie Muscheln, Salz, Nutztiere und Schmuck. Mit diesen Gegenständen konnten Verbrauchsgüter eingetauscht werden. Im Übergang zum Münzgeld, wie wir es kennen wurden die Tauschgüter der Natur, von Metallteilen und Barren abgelöst. Diese wurden in Gewicht gemessen und hatten für die Menschen der damaligen Zeit einen Wert an sich. Da diese Warengelder jedoch schlecht vergleichbar waren, wurden rund 650 v. Chr. erstmals Münzen als Geldmittel erfunden und genutzt.

Münzen waren schon zu Beginn rund. Das verwundert auf den ersten Blick, da eckige Münzen viel einfacher herzustellen gewesen wären. Edelmetalle ließen sich aber schon damals mittels Hitzeeinwirkung gut formen. Die runde Form vermied dabei scharfe Kanten, die die Kleider und Taschen der Menschen hätten beschädigen können. Dass die Münze rund und nicht eckig ist, ist wahrscheinlich dem Schutz der Münzen vor Beschädigungen und der Kleider der Leute zu verdanken.

Statt die Waren zu wiegen, konnte von diesem Zeitpunkt an, gezählt werden, da Größe, Aussehen und der Wert vergleichbar waren. Diese Münzen bestanden vorrangig aus Silber und Gold. Der Siegeszug der Münzen erfolgte mit dem verstärktem Fernhandel ab dem 15. Jahrhundert nach Christus. Durch die vereinfachte Abwicklung des Handels wuchsen die Handelsmengen sprunghaft an. Die Standardisierung des Geldes erfuhr in den nachfolgenden 500 Jahren bis zum heutigen Zeitpunkt mehrere Stufen. Zusätzlich zum physischen Bargeld entwickelte sich das Buchgeld. Die Menge des Buchgeldes übersteigt das Bargeld um ein Vielfaches.

Grafik 2_ Tauschhandel, Geldhandel

Bezogen auf unser heutiges Vermögen haben wir Bargeld zu Hause und Buchgeld auf unseren Konten. Zum Vermögen gehören jedoch zusätzlich Güter und Rechte, sodass wir uns mit dem Vermögensbegriff noch tiefer auseinandersetzen sollten.

Geldvermögen, Sachvermögen und Produktivvermögen

Um Vermögen besser zu verstehen, sollten wir uns über die Arten von Vermögen Gedanken machen. Geldvermögen ist dabei noch das offensichtlichste, was uns von unseren Eltern schon als Kinder beigebracht wird. Viele von uns erinnern sich noch bestimmt an die Situation als kleines Kind das erste Mal beim Bäcker etwas selbst gekauft zu haben. Beim Geldvermögen werden alle Bargeldbestände und sofort verfügbare Buchgeldbestände addiert. Bei den Buchgeldbeständen werden zusätzlich zum Girokonto auch Aktien, Investments, Ansprüche gegen Versicherungen, private Renten- oder Pensionswerte und sonstige Forderungen berücksichtigt.

Unser Sachvermögen ist die Gesamtheit aller materieller Vermögensgegenstände. Das umfasst euren Esstisch und euren Stuhl oder das Bett, in dem ihr euch befindet, während ihr dies lest. Aber auch der Laptop, mit dem ich diesen Blog schreibe, ist materieller Vermögensgegenstand. Immobilien und Rohstoffe gehören auch zum Sachvermögen.

Produktivvermögen ist ein Begriff aus der Volkswirtschaftslehre und erfasst Vermögen, welches zur Produktion eingesetzt wird. Darunter fällt Anlagevermögen und auch das Vorratsvermögen von, zum Beispiel, Ersatzteilen.

Vermögen in Deutschland

Über das Vermögen und die Verteilung ist in Deutschland erstaunlich wenig bekannt. So wird das private Vermögen der Deutschen lediglich alle drei Jahre statistisch erfasst. Dies erfolgt durch die Studie der Bundesbank, die unter dem Titel „Private Haushalte und ihre Finanzen“ herausgebracht wird. Diese Studie wird durch die Befragung von 4942 privaten Haushalten

und 9710 persönlichen Interviews ermittelt. Diese Studie ergibt zwar ein Bild ab, aber gerade die Vermögen der Reichsten wird auf diesem Wege nicht erfasst. Da großer Reichtum nicht durch persönliche Arbeit, sondern durch Vermögenswerte wie dem Produktivvermögen und Sachvermögen erwirtschaftet wird, zeigt auch diese Studie kein tatsächliches Bild über die Vermögenswerte in Deutschland. Was aber auch durch diese Stichprobe deutlich wird, ist die Ungleichverteilung von Vermögen. Das durchschnittliche Nettovermögen lag bei der letzten Studie 2019 bei 232.800 €. Der Median lag jedoch nur bei 70.800 €. Diese große Differenz zwischen Durchschnittswert und Median weist auf eine erhebliche Ungleichheit der Vermögensverteilung hin.

Der Median, auch Zentralwert genannt, wird durch die aufsteigende Sortierung der befragten Personen berechnet. Der Median ist dabei der Vermögenswert der Person, die die befragte Gruppe zu gleichen Teilen aufteilt.

Was bedeutet dies für mich und mein Vermögen?

Geld ist für uns alle ein wichtiges Thema. Wir nutzen es täglich. Unabhängig davon, ob man Bargeld nutzt oder mit seiner Smartwatch zahlt. Vermögen werden, die wenigstens von uns durch Glück aufbauen. Lotto spielen ist zwar eine Option, aber Chancen, mit dieser „Methode“ Vermögen aufzubauen ist sehr gering. Die Chance liegt bei 1:140.000.000. Um es verständlicher auszudrücken, liegt die Chance bei 0,00000072 %.  Um es in Relation zu stellen: Vom Blitz getroffen zu werden, liegt bei 1:3.000.000. Solltet ihr schon dabei sein eine Familie zu gründen, könnte euch noch ein unbekannter Vergleich interessieren. Die Chance, eineiige Vierlinge zu bekommen, liegt bei 1:15.000.000. Ein solcher Familiennachwuchs ist also mindestens 9-mal wahrscheinlicher als der Gewinn im Lotto. Je nachdem was für ein Vermögen das Ziel ist, wird die traditionelle Arbeit als Arbeitnehmer/in nicht ausreichen. Individuell und für die Gesamtwirtschaft eines Landes am sinnvollsten ist die Bildung. Mithilfe der Bildung besteht die Möglichkeit, auf vielfältigsten Wegen Vermögen aufzubauen.

Grafik 3_ Wahrscheinlichkeiten Lottogewinn Vergleich

Gleichzeitig sollte das Interesse für Geld mit dem Interesse für Finanzthemen im Gleichschritt gehen. Unsere Leser/innen machen hier schon einen entscheidenden Schritt.

Es besteht hier nämlich ein grundsätzliches Problem. In den vorherigen Generationen nach dem Zweiten Weltkrieg konnten mit Arbeit und dem traditionellen Sparen ein Vermögen aufbauen, welches für den ein oder anderen Lebenswunsch ausreichen kann. Manche konnten zusätzlich, durch eine lukrative Lebensversicherung mit hohen Verzinsungen, zu einem zugesicherten Stichtag in der Zukunft, eine erfreuliche Rendite einstreichen. Heute ist auch dieser Weg der Vermögensbildung, nach den Verwerfungen am Zinsmarkt, entfallen. Im Internet und auf unzähligen Social-Media Kanälen werden seitdem Kryptowährungen, Wertpapiere und ETF Sparpläne aktiv beworben. In diesem Beitrag befassen wir uns nicht inhaltlich mit diesen Möglichkeiten. Vielmehr soll es darum gehen, dass Finanzbildung der Schlüssel ist, um Produkte überhaupt zu verstehen. Aus den Erfahrungen als Jurist sind mir schon unzählige Versicherungsmakler im Leben begegnet, die ihre eigenen Produkte nicht verstanden haben. Wissen schützt nicht vor Verlusten, aber Unwissenheit garantiert mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Fehlentscheidung für euer Vermögen.

Was kann ich für meine Finanzbildung machen?

Zunächst einmal ist dieses Thema für viele von uns kein Leichtes. Um die Finanzbildung zu vergrößern, reicht es zunächst zu beobachten und Fragen zu stellen. Wir alle nutzen heute Smartphones, die hunderte von Euro kosten und die Möglichkeit bieten, Informationen zu einer Vielzahl von Themen zu erhalten. Solltet ihr noch in der Schule sein, sucht euch einen Lehrer eures Vertrauens und fragt nach Literatur zu diesem Thema. Aber auch ein einfaches Gespräch kann sehr lehrreich sein. Bibliotheken bieten ebenfalls Zeitschriften, Magazine und Bücher zu diesem Thema. Aber auch im Unterhaltungsbereich gibt es diverse Kanäle, die sich mit dem Thema mittels Podcast, Videoaufbereitung oder einfachen Postings bei Instagram beschäftigen. Achtet hierbei aber darauf, dass die Informationen mehr als Stichworte beinhalten. Bildung ist oftmals anstrengend, jedoch kann man individuell immer einen Weg finden, um einen guten Anknüpfungspunkt zu finden.

Ihr könnt auch uns schreiben und Fragen stellen. Wir werden versuchen alle direkt zu beantworten oder dies in einem Beitrag gesammelt zu bearbeiten.

Zusammenfassung

Der Begriff des Vermögens nur mit dem Begriff des Geldes zu verstehen. Da Geld in Bar, aber auch als Buchgeld eine Teilmenge des individuellen Vermögens darstellt. Aber auch alle anderen Vermögenswerte sind nur Vermögen, wenn diese mit Geld aufzuwiegen sind. Ob als Gegenstand oder als Recht an einer Sache. Mit der Erfindung des Geldes wuchs das weltweite Vermögen rasant an. Es war erst mit dem Geld als Tauschmittel möglich, schnell große Mengen von Waren zu handeln. Der Grundstein von heutigen Errungenschaften wie Smartphones, aber auch Fahrzeuge, Flugzeuge und die tägliche Infrastruktur, die wir alle nutzen, ist damit ermöglicht worden. Gleichzeitig ist die Verteilung von Vermögen statistisch nur schlecht erfasst. In Deutschland weiß man über das tatsächliche Vermögen wenig. Für das individuelle Vermögen von uns bestehen einige Chancen aus der Vergangenheit nicht mehr. Das einfache Sparen auf dem Sparbuch ist wie die Lebensversicherung als Anlageprodukt nicht mehr vergleichbar mit der Vermögensbildung aus den 70er Jahren. Heute stehen jedoch direkte Wege zur Börse offen. Der Zugang war früher deutlich schwieriger. Besonderes Augenmerk sollte dabei aber auf das Verständnis des Systems liegen. Die Finanzbildung von jungen Menschen ist im Kollektiv eher schlecht. Nutzt daher die Möglichkeiten, die öffentliche Einrichtungen, Schulen, Universitäten, aber auch das eigene Smartphone bieten.

Gerne könnt ihr uns schreiben und Fragen stellen. Zum Thema Vermögen werden wir in 14 Tagen einen weiteren Blog veröffentlichen.

LotseChristopher
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