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Die Entwicklung einer Geschäftsidee – eine Skizze aus der Praxis

Tagtäglich entwickeln wir Geschäftsideen. Meist auf Basis bestehender Probleme, die durch persönliche Erfahrungen sichtbar werden. Einige werden umgesetzt. Womöglich werden noch viel mehr nicht umgesetzt. Wir wollen euch anhand eines Beispiels aus der Praxis zeigen, welches wir persönlich betreut haben, was alles bedacht werden muss und wie schnell eine Umsetzung möglich ist. Heute dreht sich alles um das technische Gerät, welches unsere Generation statistisch am häufigsten nutzt. Vielerorts hört man, dass die nativ digitals und Geburtenjahrgänge der 90er Jahre ohne dieses Gerät nicht mehr leben können – das Smartphone. Die Abhängigkeit wird gerade dann deutlich, wenn es kaputt geht. Eine Reparatur ist in sehr vielen Fällen möglich, aber wem vertraut man das Sensibelste an? Was kostet dies und was ist mit den Personen, die nicht in den Ballungszentren Berlin, Köln, Hamburg oder Frankfurt am Main leben? Handydefekte sind schon aufgrund der Vielzahl an Geräten, die existieren und täglich kaputtgehen, ein spannendes Geschäftsfeld. Aber vor allem die Beziehung zu unserem Handy und den Inhalten, die es verbirgt, macht es zu einem sehr guten Geschäft.  Zumindest in Berlin gibt es hunderte Handyreparaturmöglichkeiten. Beginnend bei Media Markt über große Reparaturgeschäften bis hin zum kleinen Handyladen in der Straße. Der Markt ist groß, der Wettbewerb erscheint noch größer. Trotzdem sind viele unzufrieden mit den Möglichkeiten. Gerade der zeitliche Aspekt lässt Raum für innovative Ideen.

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Problem: Lage der Handyreparaturwerkstätten in Berlin

Problematisch im Großraum Berlin ist vor allem die schlechte, weil sehr zentrierte Aufteilung der lokalen Handyreparaturwerkstätten. Die Randbezirke sind dagegen unterversorgt. Die Kunden müssen teils lange Wege auf sich nehmen. Gleichzeitig entstehen größere Ausfallzeiten, da die reparierten Geräte gebracht und nach der Reparatur abgeholt werden müssen. Vor allem im Osten Berlins und im Süden Berlins sind im Verhältnis zum Zentrum und Westen der Stadt erhebliche Lücken zu erkennen. Insgesamt scheint das bestehende System zwar zu funktionieren, lässt aber  Raum für eine Vielzahl von Ideen, die insbesondere in Ballungszentren ausprobiert werden können. Ein weiteres Problem ist bei einer Stichprobe der Preisbildung erkennbar. Personen, die eine Reparatur im Osten oder südlichen Rand Berlins benötigen, müssen im Schnitt nicht nur zwei Tage länger warten, sondern müssen auch einen durchschnittlichen Preisaufschlag von 18 % hinnehmen (dies ergibt sich aus einer stichprobenartigen Reparaturanfrage im April 2022 – dabei wurden von Standorten in Charlottenburg, Mitte, Reinickendorf, Lichtenberg, Tempelhof und Steglitz ausgehen, Reparaturanfragen für ein Display eines Samsung S20 Ultra im Umkreis von maximal drei Kilometer gestellt-jeweils 10 Anfragen). Nach einer Sichtung der Dichte der Handyreparaturwerkstatt auf Google Maps erscheint es möglich, eine innovative Idee zu nutzen, um den Reparateur zum Defekt zu bringen, statt den Defekt zum Reparateur.

Handy Reparatur in Mitte

Die Idee – ein mobiler Service

Gerade in der besonderen wirtschaftlichen Gemengelage in Berlin sind mehrere Optionen möglich, um eine gezielte Kundengewinnung zu realisieren. In diesem Beispiel soll die Reparatur mit einem für den Kunden neuartigen herausragenden Service als Gesamtdienstleistung erfolgen. Um den Kunden nun den Weg aus dem südlichen Rand von Zehlendorf zum Beispiel nach Neukölln zu ersparen, fährt eine mobile Werkstatt zum Kunden und repariert bestimmte Handys direkt vor Ort. Zusätzlich ist das feste bestehende Lager zugleich eine Werkstatt. Um eine verlässliche digitale Reichweite zu ermöglichen, soll die Kundenansprache zielgenau sein. Für den mobilen Service benötigt man zunächst ein Fahrzeug. Dieses muss mit der notwendigen Technik für Reparaturen, ein mobiles Lager für Ersatzteile und über einen zuverlässigen Stromanschluss verfügen. Um gerade in Ballungszentren jedoch die Parkplatzsituation zu berücksichtigen, sollte die Wahl des Fahrzeugs möglichst so ausfallen, dass es so klein wie möglich und so groß wie nötig ausfällt. Neben dem Fahrzeug muss auch die Logistik, von Beginn an, so gestaltet werden, dass die realen Kapazitätsgrenzen auch erreicht werden können. Oftmals werden insbesondere bei Logistiktouren fehlerhafte Planungen eingebaut, sodass zwischen der realen Kapazitätsgrenze und der im Unternehmen gedachten Kapazitätsgrenze mehrere Aufträge liegen. Dies führt in der Konsequenz zu Unzufriedenheit sowohl beim Mitarbeiter als auch auf der administrativen Ebene und kostet zugleich teils erheblich finanzielle Ressourcen. Wenn ein Unternehmen eine sehr gute Auftragslage hat, jedoch bei den Touren Fehlplanungen vollzieht, die die Kapazität um 15 % senkt, macht dies in der Woche schon ein Defizit von 75 %. Erfolgen diese Fehlplanungen bei 4 Mitarbeiter liegt das Defizit bei 200 %. Dies führt entweder zu langen Wartezeiten und in der Folge zu geringerer Auftragslage oder zu Einstellungen weiterer Mitarbeiter. Letzteres führt zu einer monatlichen Belastung der finanziellen Ressourcen, aber auch die einmalige Einrichtung eines neuen Arbeitsplatzes kostet zusätzliches Geld. Wenn man sich also für einen Geschäftszweig mit mobiler Reparatur entscheidet, muss die Logistik/Koordination der Mitarbeiter geregelt sein. Dieses System sollte dabei so gestaltet sein, dass der Koordinator auch wahlweise ausgewechselt werden kann, ohne dass die Fehlplanung in die Höhe schnellt. Des Weiteren stellen wir in der Betrachtung von Unternehmen immer häufiger fest, dass die Ausstattung eines Arbeitsplatzes nicht die höchste Priorität hat. Auch dies birgt eine erhebliche Gefahr. Fehlt ein Werkzeug oder ist ein Bauteil defekt, muss der Techniker außerplanmäßig beschaffen. Ob er hierzu in die Zentrale fahren muss oder es praktisch selbst „auf der Straße“ organisiert. In beiden Fällen sind die Kosten viel höher als ein gut ausgestatteter Arbeitsplatz, an dem bestimmte Werkzeuge doppelt belegt sind und die Bauteile ebenfalls mehrfach zur Verfügung stehen. Dennoch sollten mobile Fahrzeuge kein mobiles Lager darstellen, da es für das Unternehmen z.B. bei Vandalismus oder Diebstahl einen sehr großen Schaden hat.

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Besonderheit der Idee

Die Idee, den Reparateur zum Defekt zu bringen, ist nicht neu. Dies erfolgt täglich in tausenden Fällen bei Problemen mit den sanitären Einrichtungen, liegengebliebenen Kraftfahrzeugen, Waschmaschinen, Geschirrspülern und ähnlichem. Bei kleinen beweglichen Gegenständen ist dies jedoch vielerorts nicht die Regel. Dabei ist insbesondere das Smartphone heute eines den wichtigsten Instrumenten in unserem Alltag. Den Techniker zum defekt zu bringen ist für sich stehend, jedoch noch keine herausragende Idee. Diese Idee muss durch bestimmte Abläufe, die es zu einer wirklich interessanten Geschäftsidee macht, noch ausgestaltet werden. So könnte das Versprechen des mobilen Technikers sein, dass exklusive der Anfahrtszeit alle Displays von iPhones direkt vor Ort in unter einer Stunde repariert werden können. Dies ermöglicht Smartphones zu reparieren, während der Kunde im Restaurant zu Abend isst oder im Gym sein Training absolviert. Um diese Geschäftsidee auch zielgerichtet zu bewerben, ist eine klare Vorstellung der Zielgruppe notwendig.

Die Zielgruppe für unsere Geschäftsidee

Eine Zielgruppe ist aus der Sicht von Bedürfnissen zu betrachten. Das heißt vereinfacht, dass ein subjektiv empfundener Mangel beseitigt werden muss. Die Behebung eines Handydefekts ist in Berlin kein Problem. Dies jedoch in kurzer Zeit erledigen zu lassen, ist schon schwieriger. Das tatsächliche Bedürfnis der Kunden ist nicht bzw. nicht nur die Behebung des Defekts. Der Erhalt der Daten und dies in kürzester Zeit ist das eigentliche Bedürfnis von vielen Kunden, welches auch bezahlt wird. Gerade bei Displaydefekten ist der Datenerhalt schwierig. Samsung als Hersteller repariert seine Geräte mittlerweile auch gegen Aufpreis in einem mobilen Servicebus, jedoch sollen die persönlichen Daten zuvor gesichert werden. Dieser werden in der Regel gelöscht. Gerade bei 

Displaydefekten ist dies jedoch nicht möglich. Neben den Daten ist auch die Geschwindigkeit einer Reparatur wichtig. Die Einsendung von defekten Geräten dauert in aller Regel schon aufgrund der zwei Wege per Versanddienstleister 5-7 Tage. Sofern ein Termin bei einem Reparaturbus verfügbar ist, hängt es zeitlich vom Standort ab, ob ein Defekt noch am selben Tag repariert werden kann.

Die sofortige Reparatur, mit Erhalt von Daten, ist dabei sowohl für Geschäftsleute, die sofort ihre digitale Infrastruktur wiederherstellen möchten, als auch für Privatpersonen, die eine Beziehung zu den gespeicherten Inhalten besitzen, interessant. In beiden Fällen ist zu beachten, dass neben der eigentlichen marktüblichen Reparatur, die Anfahrt, die besondere mobile Infrastruktur und Ausstattung sowie der Service zu berechnen ist und somit für Schnäppchenliebhaber diese Art von Reparatur nicht interessant ist. In der Waage zwischen preisgünstig und Qualität ist daher die gesamte Idee auf Qualität auszurichten.

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Eine gute Beschreibung der Dienstleistung ist wichtig

Als Nächstes muss man sich Gedanken zur tatsächlich angebotenen Dienstleistung machen. Hierzu ist neben einer konkreten Vorstellung der eigenen Idee auch die Konkurrenz zu betrachten, da nur auf diesem Wege Unterschiede, Chancen und Schwächen deutlich werden können. Für eine Handyreparatur kann zur Konkurrenzsituation gesagt werden, dass in Berlin an und für sich eine ausreichende Anzahl von Dienstleistern existieren. Vielmehr sind so viele Player auf dem Markt, dass die Reparatur eher als Nebengeschäft betrachtet wird. Viele versuchen, dieses Geschäft einfach mitzunehmen. Wenn man diese Einstellung zur Dienstleistung z.B. bei einem großen Elektronikmarkt, mit dem Namen eines Planeten, mit der Wertstellung der Kunden vergleicht, zeigt sich jedoch schnell, dass ein Kerngeschäft in diesem Bereich Platz finden kann. Diesen Platz muss man definieren und konsequent einnehmen. In diesem Fall der mobile Fahrservice mit vor Ort Reparatur. Da es sich um die Reparatur von elektronischen Geräten handelt, kann zusätzlich zur Wertstellung der Handybesitzer auch noch der Aspekt der Nachhaltigkeit genutzt werden.

Um dem Fahrservice eine Identität zugeben muss jedoch noch etwas mehr organisiert werden als ein Fahrzeug, welches bestenfalls foliert ist.

Der Aspekt der Nachhaltigkeit

Mit der Identifizierung der Zielgruppe kann nun zusätzlich noch der positive Aspekt der Nachhaltigkeit ins Spiel gebracht werden. Nachhaltigkeit ist in allen Bereichen von Unternehmen und Verbraucher angekommen. Auch die Politik setzt auf den Aspekt der Nachhaltigkeit. Der Vorteil von nachhaltig wirtschaftlichem Handeln ist, dass es auf Dauer die Abhängigkeit externer Einflüsse auf die heimische Wirtschaft senkt. In Smartphones werden dutzende Plastikvarianten, wertvolle Metalle wie Gold, Silber, Palladium, und Kupfer, aber auch eine Vielzahl von Schadstoffen verbaut. Deshalb ist eine Reparatur schon unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit sinnvoll. Jedes neu gekaufte Smartphone verbraucht weitere Ressourcen und birgt das Risiko, nicht ordnungsgemäß recycelt zu werden. Auch wenn in einigen Fällen die Reparatur unverhältnismäßig teuer zum Neupreis erscheint, so ist die Kombination aus nachhaltigem Wirtschaften und der Sicherung von Daten, insbesondere bei Displayproblemen ein gutes Argument, um die Geschäftsidee auch lukrativ zu gestalten.

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Zwischen Geschäftsidee und Businessplan

Eine Geschäftsidee ist immer eine Geschichte. Deshalb sollte diese auch wie eine Geschichte erzählt werden. Emotionen führen dazu, dass sich mit dem Konzept auseinandergesetzt wird und im besten Fall nach einem Pitch der Idee beim Gegenüber ein bleibender Eindruck bleibt. Geschäftsideen haben in ihren Ursprung häufig praktische Probleme. Oftmals können bestimmte Bedürfnisse gar nicht oder nur schlecht bedient werden.  Dies schafft Lücken, in die man sich am Markt profilieren kann. Deshalb ist es immer wichtig, die eigene Idee am Markt zu überprüfen. Gibt es einen Markt?  Wer sind die Wettbewerber? Wie hebe ich mich ab? Wer sind die zahlenden Kunden? Die Beantwortung der ersten Fragen dient der Validierung der Geschäftsidee. Es ist jedoch noch kein Businessplan. Es dient nur der Orientierung, ob es sich lohnen kann, in diese Idee Zeit und Geld zu investieren. Die Geschäftsidee und die kleine Analyse sind der Anfang und kann für den ersten Entwurf eines Businessplans genutzt werden. Detaillierte Beschreibungen des Produkts oder Dienstleistungen, Ausführungen zum Gründungsteam, eine umfangreiche Marktanalyse, die Planung des Marketings und abschließend das Rechtliche und die Finanzen.

Zusammenfassung

Geschäftsideen werden täglich tausendfach entwickelt. Nicht alle sind gut, noch weniger werden umgesetzt. Nach einer ersten Überprüfung, ob die Geschäftsidee wirtschaftlich auf ein gesundes Umfeld stößt, kann mit der Ausarbeitung eines detaillierten Plans begonnen werden. Im Gegensatz zum Plan sollte die Geschäftsidee als Pitch als Geschichte erzählt werden. So werden bei guter Erzählweise Emotionen geweckt.  Daraus erwächst bestenfalls Identifikation. Mindestens jedoch fördert es die Auseinandersetzung mit den eigenen Ideen. Diese Geschichtserzählung kann zugleich Grundlage deines Marketings sein. Zu der Erstellung eines Businessplans mit seinen einzelnen Punkten kommen wir bei den Gründungslotsen in 14 Tagen. Bis dahin, seid kreativ, seid neugierig und denkt wirtschaftlich. Dabei viel Spaß, euer Team der Gründungslotsen.

LotseChristopher
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