Digitalisierung und Finanzen
2023 hat begonnen und wir hoffen, dass du gut in das neue Jahr gerutscht bist. Neben Gesundheit wünscht man sich traditionell auch Erfolg und das notwendige Glück. Gleichzeitig nähern wir uns in großen Schritten der Mitte der 20er Jahre. Nicht wenige glauben, dass die Digitalisierung für den Erhalt des Wirtschaftsstandorts Deutschland unerlässlich ist. Und vieles spricht tatsächlich für die Hebung der Potenziale von digitalen Prozessen. Gleichzeitig bietet die Aussicht auf eine fortschreitende Digitalisierung auch Chancen für die vorrangig jungen Menschen unter euch. Studiengänge, neue Arbeitsplätze, Chancen zur Umsetzung einer Geschäftsidee und vieles Mehr hängt mit der Frage der Digitalisierung zusammen. Daher klären wir heute die Frage, wie es um den Digitalisierungsstandort Deutschland tatsächlich steht. Gleichzeitig stellen wir den Januar unter das Motto „DLJ“. Dem digital-life-january. Im gesamten Januar werden wir uns dem Thema Digitalisierung und deren Auswirkungen auf Finanzen, Gesellschaft und junge Menschen widmen.
Internet in Deutschland – Geschichte, Infrastruktur
Die jüngste Generation in der Schule, Ausbildung oder am Anfang des Studiums kennt keine Welt mehr ohne das Internet. Die meisten von uns nutzen das Internet alltäglich. Aber schon die älteren Geschwister und Eltern haben eine Welt ohne das Internet für jeden/jede gekannt. Der Zugang zum Internet entwickelte sich in den letzten 20 Jahren rasant. Aber aller Anfang ist schwer. Dies zeigt vor allem eine mittlerweile legendäre Werbung von Boris Becker aus dem Jahre 1999. Was die Mehrheit aber sicherlich nicht weiß, ist die Antwort auf eine Basisfrage – Was ist Internet?
Das Internet ist schlicht und einfach ein Netzwerk. Vergleichbar mit einem Spinnennetz. Die einzelnen Ecken sind dabei Rechner und Knotenpunkte, die in der Gesamtheit ein Netzwerk bilden. Der Zusammenschluss von Netzwerken bildet vereinfacht gesagt das uns bekannte Internet.
Die Verbindung der Rechner erfolgt bestenfalls über Glasfaserkabel oder über das Mobilfunknetz. Die meisten Haushalte in Deutschland sind jedoch nicht mit Glasfaser verbunden. Doch wie groß ist dieses Problem wirklich?
Tatsächlich liegt der Glasfaseranteil lediglich bei 7,1 %. Aktiv angeschlossen am Glasfasernetz sind lediglich 3,4 Millionen Haushalte in Deutschland. Nimmt man die inaktiven Haushalte hinzu, die sich an das Glasfaserkabel anschließen lassen könnte, liegt der Wert bei 12,3 Millionen. Bedenkt man jedoch, dass Deutschland mindestens 82 Millionen Menschen umfasst, wirken auch 12 Millionen Haushalte sehr gering. Tatsächlich trügt das Gefühl nicht. Im OECD Durchschnitt beträgt der Ausbau von Glasfaserkabel 34,9 %. Mit 7,1 % steht Deutschland im Vergleich zu Südkorea mit 86,6 %, aber auch Frankreich als Nachbarland mit 46 %, schlecht da. Das heute identifizierte Versäumnis des Glasfaserausbaus liegt in politischen Entscheidungen aus den 80er Jahren. Mit dem geringen Ausbau von Glasfaserleitungen geht auch eine schlechte durchschnittliche Downloadrate im Vergleich zu anderen Industrieländern einher. Diese liegt in Deutschland bei 76,5 Mbit/s. In den USA hingegen ergibt sich eine durchschnittliche Quote von 172,3 Mbit/s. Für ein Industrieland sind diese Zahlen erschreckend. Wenn man schon einmal Erfahrungen im europäischen Ausland oder an anderen Orten der Welt gemacht hat, wird man feststellen, dass das Internet dort jeweils deutlich schneller ist. Diese Entwicklung hätte historisch betrachtet vermieden werden können. Schon1981hatte der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt einen Plan offengelegt. Hierbei sollten alle alten Telefonleitungen (die wir heute teilweise noch nutzen) durch Glasfaser ersetzt werden. Außerdem Sitzungsprotokoll des Kabinetts mit dem Aktenzeichen B 136/51074 kann im Bundesarchiv, die damals langfristige Planung eingesehen werden. Fünf Wochen nach dieser Sitzung wurde ein 30-Jahres Plan vorgelegt, der mit dem Jahr 2015 abgeschlossen worden wäre. Demnach wären wir heute weltweiter Spitzenreiter in der Basisinfrastruktur für das Internet als Schlüsseltechnologie. Dabei wurde der Plan erstellt, ohne Kenntnisse über das Internet, wie wir es heute kennen. Zu dieser Zeit waren Haustelefone mit Kabel und Telefonzellen in den Straßen der Standard und nicht wegzudenken. 1983 wurde dies von Helmut Kohl gestoppt, um TV-Kabel verlegen zu lassen. Diese Entscheidung wirkt bis heute nach. Auch wenn heute die Wichtigkeit der Glasfasertechnologie bekannt ist, erscheint die Behebung des Problems in weniger als 20 Jahren unwahrscheinlich.
Heutiger Stand im europäischen Vergleich – DESI Index 2022
Wo Deutschland tatsächlich steht, sieht man erst, wenn man über die Grenzen hinaus in den europäischen Vergleich geht. Tatsächlich ist Deutschland im europäischen Vergleich durchschnittlich. Nun könnte man meinen, dass dies kein Problem darstellt. Tatsächlich ist dies jedoch für eine Industrie- und Wirtschaftsnation ein erhebliches Problem. Da Deutschland zugleich der Motor Europas ist und Großprojekte wie Energiewende und Mobilitätskonzepte der Zukunft nur mit einer schlauen IT erfolgreich werden können, ist ein Platz im Mittelfeld bedenklich.
Doch schauen wir etwas genauer hin. Spitzenreiter im europäischen Vergleich ist unsere Nachbarn im Norden: Finnland und Dänemark. Die Vorteile zeigten sich auch in der Coronapandemie. Während Deutschland bis heute keinen Weg gefunden hat, dezentralen Unterricht zu organisieren, der die Lehrerschaft möglichst wenig belastet, die Eltern nicht zu Hilfslehrern umfunktioniert und die Schülerschaft nicht abschreibt, hat Dänemark schon 2020 im ersten Lockdown ein flächendeckendes System verwendet, um Schüler bestmöglich zu unterrichten. Auf einem Index von 0 bis 100 hat Finnland starke 69,6 % und Dänemark 69,3 % erreicht. Das europäische Mittel liegt bei 52,3 %. Mit 52,9 % liegt Deutschland nicht nur im Schnitt mittig, sondern stellt auch insgesamt Mittelmaß dar. Wichtig zu beachten ist dabei, dass große Flächenländer wie Spanien und Frankreich jeweils vor Deutschland liegen. Aber auch das dünn besiedelte Skandinavien liegt geschlossen vor Deutschland.
Auch das Baltikum beeindruckt einmal mehr im Bereich der Digitalisierung. In Estland können über 3000 Behördengänge vollständig digital absolviert werden. Lediglich zur Eheschließung, Scheidung und zum Hauskauf muss man wie schon zuvor persönlich erscheinen.
Einfluss der Digitalisierung auf die Wirtschaft
Wenig überraschend ist die Branche der Informations- und Kommunikationstechnik, die digitalste Branche in Deutschland. Wie gut Deutschland digitalisiert ist und in welchen Branchen es Lichtblicke gibt, sieht man am Digitalisierungsindex. Dieser wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz herausgegeben. Dieser Index wird in Punkten angegeben. Deutschland hat 2022 einen Wert von insgesamt 108,9 Punkten. Im Jahr zuvor lag dieser Wert noch einen Indexpunkt darunter. Auch wenn dieser Wert erst nach langem Studium eine echte Aussagekraft hat, so kann an den Branchenindizes nachvollzogen werden, wie gut die einzelnen Branchen digitalisiert sind. Mit 273,5 Punkten ist die Informations- und Kommunikationstechnik mit der Digitalisierung am weitesten vorangeschritten. Auch der Fahrzeugbau und der Maschinenbau sind überdurchschnittlich weit digitalisiert. Mit jeweils 187,3 und 143,3 Punkten liegen diese Branchen noch weit über dem Durchschnitt. Dahingegen sind der Handel trotz E-Commerce, die Logistik, das produzierende Gewerbe und Tourismus verhältnismäßig schlecht digitalisiert. Mit Werten zwischen 56 und 84,4 besteht nicht nur ein erheblicher Nachholbedarf. Die mangelnde Digitalisierung kostet zugleich auch Ressourcen. Grundsätzlich kann eine gute Digitalisierung sowohl zu effizientere Wegen führen und so Kosten sparen als auch auf der anderen Seite für gesteigerte Umsätze sorgen.
Chancen für junge Menschen
Der Nutzen der Digitalisierung ist offensichtlich. Die Entwicklung ist gleichsam unaufhaltsam. Daher ist gerade für junge Menschen, die auf der Suche nach zukunftsfesten Branchen sind, das Thema der Digitalisierung ein wichtiger Aspekt. Nicht nur die Potenziale in der künstlichen Intelligenz sind dabei beachtlich. Auch Datenmanagement und die Programmierung sind immer wichtigere Berufszweige.
Ausbildung und Studium
Nach der Schule können diverse IT-Berufszweige auf dem Wege einer Ausbildung eingeschlagen werden. Zum Beispiel vermittelt die Industrie- und Handelskammer (IHK) diverse Ausbildungsberufe. Ein Studium ist also auch in der IT-Welt nicht notwendig. Über die IHK können Berufe wie der/die Fachinformatiker/in, IT-Systemelektroniker/in, IT-Systemmanagement, das Digitalisierungsmanagement und das 3D-Design/Gamedesign und IT-Artist Berufe erlernt werden.
Aber auch die Vielfalt auf dem Studienwege ist sehr breit. Bei unserer kurzen Suche haben wir dutzende Studiengänge gefunden. Eine gute Übersicht über Studiengänge und das Angebot der jeweiligen Hochschulen bietet Ingenierwissen-Studiengang.
In jedem Fall ist der Weg mit Ausbildung oder Studium in jedem Fall positiv.
Arbeitsplatz
Schon heute mangelt es in Deutschland an Fachkräften aus dem Bereich der IT. 2022 erreichte der Stand offener Stellen ein neues Allzeithoch. Insgesamt sind 137.000 Stellen unbesetzt. Tendenz steigend. Der Bedarf an IT-Fachkräften wächst schneller als die Ausbildungsstellen und Universitäten ausbilden können. Allein in den letzten fünf Jahren hat die Zahl offener Stellen sich fast verdreifacht. Zusätzlich werden heutige Arbeitsplätze künftig digitaler. Beispielhaft müssen Bank- und Versicherungskaufleute immer IT-affiner werden, um dem Einfluss der Digitalisierung auf Ihre Branche gerecht zu werden. Nach der Telekommunikationstechnik ist diese Branche mit 82 % ebenfalls stark beeinflusst. Aber auch die Automobilbranche baut immer mehr fahrende Computersysteme, die über funktionierende Softwarelösungen verfügen müssen. Bereiche wie das selbstfahrende Auto, Sicherheitssysteme und vieles mehr sind ohne fähige IT-Fachkräfte nicht umsetzbar.
Jede Entwicklung hat allerdings zwei Seiten. Eine Vielzahl von Berufe werden wegfallen. Alle, die in Supermärkten aufmerksam verfolgt haben, dass Selbstbedienerkassen aufgebaut wurden, können den Verlust von Arbeitsplätzen praktisch sehen. Bis 2025 wird der Wegfall von 1.300.000 Arbeitsstellen prognostiziert. Allerdings werden in der gleichen Zeit hunderttausende Arbeitsplätze entstehen.
Einkommen
Wie in allen Bereichen der Arbeitswelt ist das potenzielle Einkommen wichtig. Der oftmals lange Weg zur IT-Fachkraft und die Wichtigkeit der Position sollte sich auch in Zahlen bemerkbar machen. Als Einstieg kann mit einem Gehalt von rund 50.000 € gerechnet werden. Die Obergrenze ist erst jenseits der 100.000 € erreicht. Natürlich hängt dies von deiner Qualifikation und vom Unternehmen ab. Tatsächlich kann man jedoch von einer guten Bezahlung mit vielen Potenzialen ausgehen. Und derjenige oder diejenige, die eine gute Idee haben und sich selbstständig machen, können in der Goldgräberstimmung auch den Weg nach ganz oben finden.
Die Lotsenfassung
Deutschland ist im Bereich der Digitalisierung Mittelmaß. In Europa stellt Deutschland nahezu exakt das Mittelfeld aller Nationen dar. Auch im weltweiten Vergleich steht Deutschland beim Ausbau des notwendigen Glasfaserkabels und der durchschnittlichen Downloadrate angeschlagen im Mittelfeld. Aber auch die Behördendigitalisierung verläuft schleppend. Während man in Estland nahezu jeden Behördengang digital vollziehen kann, kann in Deutschland fast kein wichtiger Behördengang digital vollzogen werden. Dennoch führt kein Weg an einer vollumfänglichen Digitalisierung vorbei. Die Potenziale sind schlicht zu groß, um Sie einer Volkswirtschaft mit Industrie und Handel vorzuenthalten. Gerade die jungen Generationen können sich auf eine Vielzahl von gut bezahlten Berufsoptionen einstellen. Sowohl Ausbildungs- als auch Studienoptionen steigen jährlich und schon heute sind 137.000 Stellen unbesetzt. Im DLJ unserem digital-life-january werden wir in den nächsten Wochen Wissenswertes rund um das Thema Digitalisierung veröffentlichen. Der gesamten Leserschaft wünschen wir ein frohes, erfolgreiches und gesundes neues Jahr.