Die Digitalisierung in Deutschland – Den Wandel gestalten
Im Rahmen des digital-life-january geht es in dieser Woche weiter um die Digitalisierung in Deutschland. Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren einen tiefgreifenden Wandel in unserer Gesellschaft ausgelöst. Sie beeinflusst nahezu alle Bereiche des Lebens und bietet sowohl Chancen als auch Herausforderungen. In Deutschland hat die Digitalisierung in vielen Bereichen bereits großen Einfluss genommen, von der Wirtschaft über die Verwaltung bis hin zur Privatwirtschaft. Der Prozess der Digitalisierung ist jedoch noch lange nicht abgeschlossen und es gilt, ihn weiter voranzutreiben, um die Vorteile der Digitalisierung voll ausschöpfen zu können. Dabei ist es wichtig, dass die Digitalisierung nicht nur technologisch, sondern auch gesellschaftlich und sozial gestaltet wird. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, die Herausforderungen der Digitalisierung zu erkennen und zu bewältigen. Um die Digitalisierung möglichst nutzbringend für alle Bürger zu gestalten. Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Digitalisierung in Deutschland und ihren Auswirkungen auf die Gesellschaft. Wir werden die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung beleuchten und über Möglichkeiten diskutieren, wie der Wandel gestaltet werden kann, um eine inklusive und nachhaltige digitale Zukunft für alle zu schaffen.
Wieso hängt Deutschland in der Digitalisierung hinterher?
Wie in der letzten Woche analysiert, hat Deutschland in Bezug auf die Digitalisierung Nachholbedarf. Einige Gründe dafür hierfür könnten sein:
Die Infrastruktur: Deutschland hat in der Vergangenheit in den Ausbau der digitalen Infrastruktur investiert, jedoch hat es in einigen Regionen immer noch Lücken. Insbesondere in ländlichen Gebieten und in Gebäuden, die nicht auf den neuesten Stand der Technik gebracht wurden, gibt es noch mangelnde Netzabdeckung und schwache Internetverbindungen. Dieses Problem wird zwar seit Jahren erkannt und besprochen, jedoch erweist sich die Behebung als sehr zäh. Dies könnte auch an den folgenden Punkten liegen.
Regulation: Deutschland hat in der Vergangenheit einen sehr reglementierten Ansatz in Bezug auf die Digitalisierung verfolgt, was Innovationen und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle behindern kann. Tatsächlich hat Deutschland einen restriktiven Weg gewählt, der vor allem den Datenschutz im Blick hat. Dies ist aus historischer Sicht verständlich und bestimmt stückweit auch die deutsche Mentalität. Grundsätzlich kann eine freie Entfaltung nur mit guten Rahmenbedingungen erfolgen. Die Regulierung an den richtigen Stellen ist daher richtig und wichtig. Jedoch sollten Projekte aller Art nicht nur den Aspekt der Sicherheit und geringen negativen Einfluss auf Klima und Umwelt beinhalten, sondern auch den Aspekt der Digitalisierung, beispielhaft sollten bei neu zu verlegenden Rohren oder zu bauenden Straßen gleichzeitig geprüft werden, ob die notwendige Infrastruktur für eine digitale Welt von morgen besteht. Sollte dies nicht der Fall sein, wären zwingende Maßnahmen zur Digitalisierung als Auflage ein hilfreiches Instrument für eine schnelle Umsetzung mit minimalem Aufwand für die Gesellschaft.
Mangel an qualifizierten Arbeitskräften: Eine ausreichende Anzahl an qualifizierten Arbeitskräften in Bereichen wie Informatik und Datenwissenschaft stellt wie in vielen anderen Bereichen eine enorme Herausforderung dar. Das Potenzial am Arbeitsmarkt in Bezug auf die Digitalisierung geht in die Millionen von Arbeitsplätzen. Dabei sind schon heute mehr als 100.000 Stellen unbesetzt. Eine gute Ausbildung im Bereich der IT-Infrastruktur und Sicherheit ist die Grundlage für weitere erfolgreiche Jahre im Wirtschaftsstandort Deutschland.
Kultur: Eine konservative und risikoaverse Unternehmenskultur kann dazu beitragen, dass Unternehmen langsam auf neue Technologien und Geschäftsmodelle reagieren, anstatt sie anzuführen. Diese schon unter der Regulation benannte deutsche Mentalität umfasst als gesellschaftliches Bild natürlich nicht nur den Staat und die Verwaltung, sondern auch die Wirtschaft. Dies soll nicht als generelle Kritik verstanden wissen. Jedoch ist eine Öffnung für neue Themen sehr wichtig, um den Anschluss nicht zu verlieren. Insbesondere wenn man sich als Land der Dichter, Denker und Ingenieure versteht, ist die Öffnung für neue Technologien wichtig. Wird in diesem Bereich der Anschluss verloren, kann dies über Jahrzehnte Nachteile nach sich bringen.
Es gibt jedoch auch positive Entwicklungen. Die Regierung hat in jüngster Zeit den Fokus auf die Digitalisierung erhöht und hat Initiativen und Programme ins Leben gerufen. Diese sollen helfen, den bestehenden Rückstand aufzuholen und in Nischen führend zu werden. Ebenso sind sehr viele Unternehmen im Land dabei, ihre Geschäftsmodelle anzupassen und die digitale Transformation voranzutreiben. In dieser komplexen Angelegenheit gibt es sowohl Fortschritte als auch Rückschläge.
Vor- und Nachteile der Digitalisierung
Nahezu jede tiefgreifende Veränderung wird als großer Einschnitt empfunden. Je nach Perspektive kann dies positiv oder negativ gewertet werden. Um die Sichtweisen zu verstehen, muss man sich der Vor- und Nachteile der Digitalisierung bewusst werden. Mit diesem Bewusstsein wird es möglich, Bedürfnisse und Ängste wahrzunehmen und aktiv Gegenzugwirken. Dies kann durch Fokussierung auf gesellschaftlichen Bedürfnisse bei der Umsetzung einer Digitalisierungsagenda erfolgen. Wichtig hierbei ist, dass die Bedürfnisse und die Notwendigkeiten nicht gegeneinander aufgehoben werden, sondern die Notwendigkeiten möglichst sozialverträglich gestaltet werden.
Einige wichtige Vorteile der Digitalisierung sind:
- Effizienzsteigerung: Durch den Einsatz digitaler Technologien können Prozesse automatisiert und beschleunigt werden, was zu einer erhöhten Produktivität und Kosteneinsparungen führt. Dies ist vor allem ein Vorteil für Unternehmer und dem produzierenden Gewerbe.
- Verbesserte Kommunikation: Digitale Technologien erleichtern die Kommunikation zwischen Menschen und ermöglichen eine schnellere und effektivere Zusammenarbeit.
- Zugang zu Informationen: Durch die Verfügbarkeit von Informationen im Internet kann jeder schnell und einfach auf eine Vielzahl von Ressourcen und Wissen zugreifen.
- Schaffung neuer Geschäftsmodelle: Durch die Digitalisierung können neue Geschäftsmodelle entstehen und bestehende optimiert werden, was zu neuen Wachstumsmöglichkeiten führen kann.
- Verbesserter Kundenservice: Durch den Einsatz von digitalen Technologien können Unternehmen ihren Kunden personalisierte Angebote und besseren Service bieten.
Bei allen Vorteilen birgt die Digitalisierung auch Nachteile:
- Verlust von Arbeitsplätzen: Automatisierung von Prozessen durch digitale Technologien kann zu einem Verlust von Arbeitsplätzen führen.
- Datensicherheit: Die zunehmende Verwendung digitaler Technologien kann die Gefahr von Datensicherheitsverletzungen erhöhen.
- Abhängigkeit von Technologie: Eine zu starke Abhängigkeit von digitalen Technologien kann zu Problemen führen, wenn diese ausfallen oder nicht verfügbar sind.
- Benachteiligung von Menschen ohne Zugang zu Technologie: Menschen ohne Zugang zu Technologie können von der Digitalisierung ausgeschlossen werden und benachteiligt werden.
- Auswirkungen auf die Privatsphäre: Durch die Digitalisierung kann es zu einem Verlust der Privatsphäre kommen, weil mehr Informationen über die Nutzer gesammelt und genutzt werden.
Es ist wichtig, die Vorteile und Nachteile der Digitalisierung im Auge zu behalten, um die potenziellen Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Wirtschaft zu verstehen und zu bewältigen. Es gilt, eine nachhaltige digitale Zukunft zu gestalten, in der die Vorteile maximiert und die Nachteile minimiert werden. Anhand dieser kurzen Liste von Vorteilen und Nachteilen lässt sich gut erklären, was eine sozialverträgliche Umsetzung von Notwendigkeiten bedeutet. Mit dem Fokus auf die Nachteile lässt sich beim Verlust von Arbeitsplätzen durch Automatisierungsprozesse beobachten, dass gleichzeitig eine Vielzahl von gut bezahlten Arbeitsplätzen entstehen. Automatisierte Prozessabläufe bedürfen der Beobachtung. Wie wir in der Coronazeit gemerkt haben, funktionierenden komplexe Systeme bei Abweichungen von der Norm nicht. Durch den Ausfall eines Hafens in China können erhebliche Verwerfungen auf dem Weltmarkt die Folge sein. Gleiches gilt zum Beispiel bei einer automatisierten Autofabrik. Sofern ein Roboter aufgrund von Hard- oder Softwarefehlern nicht mehr funktioniert, fällt das gesamte System aus. Daher werden auch hierzu Fachkräfte benötigt. Der Unterschied ist hierbei lediglich die Qualifikation. Um also eine effizientere Fabrik zu gestalten, muss beachtet werden, dass die Menschen als Teil einer Gesellschaft befähigt werden, die neuen Anforderungen an Arbeitsplätzen erfüllen zu können. Das Verweigern einer automatisierten Fabrik hilft den Arbeitnehmern/innen nicht, da der Prozess global vorangetrieben wird. In diesem Fall würden die Menschen ihre Arbeit über kurz oder lang verlieren ohne Option auf eine anderweitige gut bezahlte Arbeitsstelle. Auch der Aspekt der Datensicherheit und der Privatsphäre sind wichtige Faktoren, um eine Gesellschaft für eine Digitalisierungsagenda zu begeistern oder abzuschrecken. Hierzu wird das Beispiel Estland angeführt, wie schon in der letzten Woche. 99 % aller Behördengänge können in diesem Land digital durchgeführt werden. Dabei entfallen komplizierte Terminsuchen, weite Fahrtwege für Behördengänge, die wenige Minuten erfordern und bestenfalls entfallen auch eine Vielzahl von Anträgen. In einer digitalisierten und automatisierten Verwaltung könnten Standardvorgänge, die heute einen Antrag benötigen, ohne Antrag aufgrund der Feststellung des Anspruchs bewilligt werden. Wir möchten dies anhand eines konkreten Beispiels erläutern: Wenn in Deutschland ein Kind geboren wird, sind diverse Anträge und Behördenvorgänge notwendig.
Das Kind muss innerhalb von 7 Werktagen beim Standesamt gemeldet werden. Gleichzeitig muss die Krankenkasse separat informiert werden. Kindergeld und Elterngeld sind separat zu beantragen. Beides erfolgt erst auf Antrag. Was erstmal komisch klingt, ist in größeren Städten Realität. Mit der Geburt sollte man sich auf die Suche nach einem Kindergartenplatz machen.
Auch eine Anpassung der Lohnsteuerklasse, zum Beispiel bei alleinerziehenden Müttern, muss beantragt werden. Es kommen noch weitere Behördengänge hinzu. Die Auflistung ist daher nicht abschließend. In Estland wurde mit der Digitalisierung jedoch die Verwaltung umgestaltet. Das Krankenhaus meldet die Geburt des Kindes beim zuständigen Amt automatisch. Ansprüche wie Kindergeld, Elterngeld, Änderungen von Steuerbelastungen und vieles mehr werden danach von der automatisierten Verwaltung bearbeitet. Nur bei Nachfragen wird von der Behörde aktiv die betreffende Person kontaktiert, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.
Der Digital-Gipfel in Deutschland
Um die digitale Agenda voranzutreiben, veranstaltet die Bundesregierung jährlich einen Digital-Gipfel. 2022 fand dieser im Dezember statt. Auf diesem Gipfel treffen sich Vertreter der Politik, der Wirtschaft und der Kultur, um den Gipfel als zentrale Plattform für die Gestaltung zu nutzen. Auf dem letzten Gipfel wurde das Schwerpunktthema Datenökonomie behandelt. Die gezielte Verwendung von Daten kann Effizienzsteigerungen auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit hervorrufen. So können Maschinen durch eine datengesteuerte Arbeitsweise immer effizienter arbeiten und so den Verbrauch durch Abschaltung unnötiger Zwischenschritte senken. Auf politischer Ebene steht hierbei die EU-Strategie zur Datenverarbeitung. Diese resultiert aus einem Papier der EU-Kommission. Im Februar 2020 hat diese den europäischen Binnenmarkt für Daten ausgerufen. Zentraler Baustein für Planungssicherheit und Optionen auf neue Geschäftsfelder soll der EU Data Act werden. Im Fokus steht hierbei der unkomplizierte Datenzugang. Hinzu kommt eine bessere Datennutzung und für die soziale Akzeptanz eine gerechte Verteilung der Wertschöpfung aus Daten.
Ein Schwerpunkt der Strategie liegt dabei auf der Entwicklung von Dateninfrastrukturen, die es ermöglichen, Daten zu teilen und zu nutzen. Gleichzeitig soll die Privatsphäre der Bürgerinnen und Bürger nicht beeinträchtigt werden. Des Weiteren werden Maßnahmen entwickelt, um die Kompetenzen der Bevölkerung im Umgang mit Daten zu stärken und die datenbasierte Entscheidungsfindung in der Verwaltung und Wirtschaft zu unterstützen.
Zielsetzung der deutschen Datenstrategie ist es, Deutschland als starken Standort für die Entwicklung und Anwendung von datenbasierten Technologien zu etablieren. Somit soll ein Beitrag zur digitalen Souveränität Deutschlands und Europas geleistet und die europäischen Wertvorstellungen und Regeln zum Schutz von Daten und Privatsphäre gestärkt werden.
Die Lotsenfassung
Die Digitalisierung beeinflusst nahezu alle Bereiche des Lebens in Deutschland und bietet sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Es gibt einen Nachholbedarf in Deutschland bezüglich der Digitalisierung, insbesondere in ländlichen Gebieten und in Gebäuden mit mangelnder Netzabdeckung und schwachen Internetverbindungen. Auch der Reglementierungsansatz, der Innovationen und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle behindern kann, trägt dazu bei. Es ist wichtig, die Herausforderungen der Digitalisierung zu erkennen und zu bewältigen, um die Vorteile für alle Bürger zu nutzen und eine inklusive und nachhaltige digitale Zukunft zu schaffen. Wie bei allen großen Umbrüchen gibt es immer Perspektiven der Gewinner- und Verliererseite. Mit der bestehenden Digitalstrategie in Verbindung mit dem European Data Act sind Bedingungen geschaffen worden, die die Menschen innerhalb der Europäischen Union mit Leben füllen müssen. Daher beschäftigen wir uns in der kommenden Woche intensiv mit den möglichen Berufswegen, Fortbildungen, Möglichkeiten und Basics, die hierzu benötigt werden.